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========================================= Rk PRIESTERINNEN EUROPA-WEST ========================================= N E W S L E T T E R 2010 rkPriesterinnen@forestfactory.de Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Sympatisantinnen und Sympatisanten, auch dieses Jahr kam nicht der ersehnte Durchbruch zu Reformen in der rk Kirche. Immer noch dürfen Frauen keine Leitungsämter in der rk Kirche innehaben, immer noch besteht das Verbot der Frauenordination, immer noch leidet die Kirche unter dem Pflichtzölibat, immer noch wird die evangelische Kirche von der rk Kirchenhierarchie nicht anerkannt - obwohl es in der Praxis bereits ganz anders aussieht - Ein Beispiel: Am Heiligen Abend nachmittags gab es jahrzehntelang in unserer wunderschönen Barockkirche eine ökumenische Familienchristmette. In den letzten Jahren wurde dieses ökumenische Miteinander von der rk Hierarchie nicht mehr erlaubt, hieß es. Eine rkatholische Christmette um 16 Uhr und eine evangelische Christmette um 17 Uhr wurden veranstalten - beide in der gleichen wunderschönen Barockkirche. In der Realitiät sah dies nun so aus, dass ich zwischen 16 Uhr und 17 Uhr in die Kirche ging. Sie war sehr voll. Ich fragte einen Herrn, der mir wie ein Leiter aussah, ob dies gerade die katholische oder die evangelische Christmette sei. Er sagte, es sei die katholische. Ich setzte mich in eine Bank. Zu der Frau neben mir bemerkte ich: Die katholische Christmette wird ja gleich vorbei sein, sie sagte: das hier ist die evangelische Christmette. Auch die anderen in der Bank wussten nicht, ob wir gerade in der katholischen oder in der evangelischen Christmette seien. Ein Chor sang, eine Musik ertönte, das Lied: "Es ist ein Ros entsprungen" wurde gesungen. Ein Herr im Altarbereich las aus der Bibel vor. Alles klang sowohl katholisch und genauso gut evangelisch. Wir Menschen in der Kirche sahen und hörten keinen Unterschied. Ein beglückendes Erlebnis, denn die Zeit wird kommen, wo die Menschen weder wollen noch tatsächlich unterscheiden können, was evangelisch und was katholisch ist, sondern in der sie gemeinsam die schönen Kirchen, die Musik und die Worte aufnehmen. Der Unterschied zwischen beiden Konfessionen versinkt von Jahr zu Jahr mehr. Hierzu trägt erheblich bei, dass die rk katholische Kirche nicht mehr das Personal hat, auf die Unterschiede hinzuweisen und sie zu verfestigen. Es gibt immer weniger rk Menschen und vor allem immer weniger junge katholische Menschen. In meiner Schulklasse wurde mir dies bewußt, als ich in der Klassenübersicht die Bekenntnisse las: Es gab 4 Arten von Kürzeln: rk, ev, bk und is. Die weitaus größte Gruppe der 10jährigen war die bk= bekenntnislos, die zweitgrößte die ev und wenige gehörten der Gruppe rk und is an. Immer weniger Mitglieder in der rk Kirche bedeutet immer weniger Steuerzahler für rk. Dies hat Konsequenzen: Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten und Altersheime, die lange fest in rk Hand waren, kann der Staat hervorragend übernehmen. Die Mitarbeiter haben sogar den Vorteil, dass sie in keinem Tendenzbetrieb arbeiten und daher arbeitsrechtlich wesentlich besser abgesichert sind. Sollte ihnen, wie tausenden anderen Berufstätigen auch, eine Scheidung passieren, und sie von einem anderen Partner ein Kind bekommen und sich dazu bekennen, so droht ihnen keine Entlassung. Leid kann es einem nur um die Kirchenbauwerke tun: diese wunderbaren kunstgeschichtlichen Meisterwerke, die Bauten aus der Romanik, Gotik, dem Barock, dem Rokoko und dem Klassizismus. Diese herrlichen Gesamtkunstwerke, die Beispiele gelungener Zusammenarbeit der Architekten, Bildhauer und Maler sind - was ist, wenn die rk Kirche sie verkauft, weil sie die Heizung nicht mehr bezahlen kann? Was ist, wenn ein Supermarkt einzieht oder eine Bowlingbahn? Vielleicht wird eine Zwischendecke aus Aluminium und Ripgips eingehängt und die Seitenaltäre werden mit Energiedämmmatten verkleidet? Viele Katholiken denken und hören vor allem die Misstände in der Kirche: Aus der Kirche des Kindermissbrauchs, des verlogenen Zölibats, der untragbaren Diskriminierung der Frauen, des Verbots der Kondome, des Verbots der Antibabypille, dem Ausschluß der Wiederverheirateten Geschiedenen und der Verweigerung demokratischer Strukturen sind sie längst ausgetreten. In dieser Kirche sollte einen auch nichts mehr halten. Aber die Kirche der Kunst, der Musik, der mitreissenden Hochämter, der faszinierenden Orte für Auge, Ohr und Seele, der Mystik und des Gefühls, diese Kirche wollen viele nicht aufgeben. Was wäre es schön, wenn Kirchensteuerzahler wählen könnten: Ein klares NEIN zu der - Kirche des Missbrauchs - Kirche des Aussschlusses der Frauenordination - Kirche des Zwangszölibats - Kirche der Diskriminierung von Randgruppen - Kirche der Hierarchie Aber die andere Kirche, die Gemeinschaft, Gleichberechtigung, Gefühl in einem Gesamtkunstwerk vermittelt, könnte ein Ja bekommen. Leider müssen Menschen, die aus der Kirche austreten, aus allen Bereichen austreten. Die meisten sind froh, wenn sie aus dem kirchensteuerzahlenden Bereich der Kirche ausgetreten sind, nach dem Motto, diese (und sie meinen damit die Missbraucher und Lügner) finanziere ich nicht mehr. Gäbe es aber die Möglichkeit, nur aus diesem Teil der Kirche auszutreten und in dem Teil, der das Kulturgut bewahrt und über den gleichberechtigt und gemeinschaftlich abgestimmt werden könnte, drinnen zu bleiben, dann wären viele Menschen bereit, diesem Teil der Kirche anzugehören. Damit dieses Dilemma aufhört, könnte auch die Politik etwas tun: Die Zuschüsse der Politik sollten nicht mehr dem Personal, sondern den Kirchenkunstwerken gelten, Sozialeinrichtungen sollten nur noch gefördert werden, wenn sie nicht mehr Tendenbetrieb sind, sondern in ihnen der Schutz des geltenden Arbeitsrechtes besteht, Zwangszölibat darf als unsittliche Vorschrift bei der Zulassung zum Amt nicht mehr gefordert werden, besonders Lehrenden in Schulen und Erzieher darf kein Zwangszölibst auferlegt werden, Frauenordination muss wegen der Gleichstellung der Geschlechter fester Bestandteil sein, Randgruppen dürfen nicht mehr diskriminiert werden und hierarchische Systeme müssen eine demokratische Organisation vorweisen. Gäbe es vom Staat nur Zuwendungen an eine so erneuerte Kirche, so müsste die Kirche selbst sich ändern - Mit diesem Wunsch gehen wir ins Neue Jahr und grüßen Sie alle sehr herzlich Ihre Gruppe Rk Priesterinnen EUROPA-West Pressesprecherin Dr. Gisela Forster www.virtuelle-dioezese.de www.romancatholicwomenpriests.org dr.gisela.forster@forestfactory.de |